Ein alter Dalben steht fest im Husumer Binnenhafen. Vom Wind umtost, von den Gezeiten gezeichnet, trägt er die Spuren der Nordsee – verwittert, mit Moos überzogen, ein stummer Zeuge ungezählter Stürme.
Darauf thront eine Möwe, stolz, gelassen, als gehöre ihr der Hafen. Ihr weißes Gefieder leuchtet im goldenen Licht der Sonne, ein scharfer Kontrast zum rauen Holz unter ihren Füßen.
Der Wind fährt sanft durch ihre Federn, bringt Wellen zum klingen, trägt das Rufen anderer Möwen durch die Stadt und vermischt sich mit dem salzigen Hauch des Meeres.
Hinter ihr, unscharf und doch unverkennbar, erhebt sich Husum. Die bunten Giebelhäuser in warmen Rot-, Ocker- und Gelbtönen schmiegen sich aneinander, tauchen die Stadt in ein lebendiges Farbenspiel.
Sonnenlicht tanzt auf ihren Fassaden, lässt die Farben leuchten und verleiht der Szenerie eine fast unwirkliche Leichtigkeit.
Der Himmel darüber, ein tiefes, klares Blau, erstreckt sich grenzenlos, während eine Brise durch die engen Gassen weht und das Hafenleben sanft umspielt.
Die Möwe bleibt. Sie kennt diesen Ort, den Rhythmus der Gezeiten, das Rauschen des Windes, das Kommen und Gehen der Boote.
Mal Seglerin, die sich mühelos von der Brise tragen lässt, mal Landstreicherin, die zwischen Dalben und Dächern umherzieht – doch immer ein Teil dieser Stadt. Kein Husum ohne das Kreischen der Möwen, kein Hafen ohne ihre wachsamen Blicke. Sie sind die ständigen Begleiter des Meeres, Geschöpfe des Windes, Wächter der Küste.
Husum mag die „graue Stadt am Meer“ sein, doch im Licht des Tages zeigt sie ihre Farben – und die Möwe, die über ihr wacht, gehört untrennbar zu ihr.